Christian Varga über die Trends im Wohnungsbau in der Nordwestschweiz

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Christian Varga analysiert die aktuellen Entwicklungen im Wohnungsbau der Nordwestschweiz

Der Wohnungsbau in der Nordwestschweiz verändert sich spürbar. Christian Varga verweist auf drei zentrale Entwicklungen: die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit, die starke Rolle von Umnutzungen und die Entstehung innovativer Wohnkonzepte. Während die Neubauzahlen in Basel-Stadt zuletzt schwankten, schaffen Umnutzungsprojekte und grosse Arealentwicklungen neuen Wohnraum. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach flexiblen, energieeffizienten und gemeinschaftsorientierten Wohnungen. Varga betont, dass der Markt sowohl von ökologischen Standards als auch vom gesellschaftlichen Wandel geprägt ist. Damit entsteht ein dynamisches Umfeld, das Käufer, Investoren und Bauträger gleichermassen herausfordert.

Die Nordwestschweiz, insbesondere die Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau und Solothurn, steht im Wohnungsbau vor einem tiefgreifenden Wandel. Laut Christian Varga zeigen sich mehrere parallele Entwicklungen: Einerseits schwanken die Neubauzahlen, andererseits nimmt die Zahl der Umnutzungen und Verdichtungsprojekte deutlich zu. Diese Entwicklung sei eine Antwort auf den knappen Boden in den Städten und den steigenden Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum. 2024 wurden in Basel-Stadt zwar nur 151 Neubauwohnungen fertiggestellt, doch über 900 weitere befinden sich im Bau und mehr als 570 sind bereits bewilligt. Damit ist ab 2026 mit einer deutlichen Produktionssteigerung zu rechnen. Parallel entstehen durch Umnutzungen – etwa die Umwandlung von Büroflächen in Wohnungen – zusätzliche Einheiten. Allein 2024 kamen in Basel-Stadt über 280 neue Wohnungen auf diese Weise auf den Markt, viele davon als möblierte Apartments in Gundeldingen und Kleinbasel. Nach Einschätzung von Varga liegt die Zukunft nicht allein im klassischen Neubau, sondern in grossen Quartierentwicklungen und durchdachten Transformationsprojekten. Beispiele wie klybeckplus, Rosental Mitte oder Volta Nord zeigen, dass Areale zunehmend für gemischte und nachhaltige Nutzungen entwickelt werden. Besonders Genossenschaften übernehmen dabei eine wichtige Rolle, um preisgünstige Wohnungen bereitzustellen.

Schwankende Neubauzahlen und Umnutzungen

Die Neubautätigkeit in Basel-Stadt verdeutlicht die Dynamik des Marktes. Während 2023 mit 778 neuen Wohnungen ein hoher Wert erreicht wurde, fiel die Zahl 2024 deutlich niedriger aus. Christian Varga von Swiss Immo Trust betont, dass solche Schwankungen typisch sind, da Bauprojekte lange Vorlaufzeiten benötigen.

Wichtiger als kurzfristige Zahlen sei der Blick auf die Pipeline: Mit hunderten Wohnungen im Bau oder in der Bewilligung befindet sich Basel-Stadt auf einem stabilen Kurs. Parallel dazu gewinnen Umnutzungen an Gewicht. Besonders leerstehende Büroflächen werden systematisch in Wohnraum verwandelt. Diese Entwicklung passt zum Homeoffice-Trend, der den Büroflächenbedarf reduziert und neue Chancen für den Wohnungsbau schafft.

Nachfrage nach passenden Wohnungsgrössen

Ein weiterer Trend ist die Veränderung bei den nachgefragten Wohnungsgrössen. 2023 dominierten in Basel-Stadt noch Zwei- und Dreizimmerwohnungen, während 2024 vermehrt Vierzimmerwohnungen nachgefragt werden. Varga interpretiert dies als Hinweis darauf, dass sowohl Singles und Paare als auch Familien nach innerstädtischem Wohnraum suchen.

Die Herausforderung bestehe darin, kleinere bis mittelgrosse Einheiten so zu gestalten, dass sie flexibel nutzbar sind und verschiedenen Lebensphasen gerecht werden.

Ländliche Regionen gewinnen an Attraktivität

Nicht nur die Städte, auch die ländlichen Regionen erleben eine steigende Nachfrage. Christian Varga von Swiss Immo Trust verweist auf den Kanton Aargau oder den Jura, die durch hohe Preise in Basel und Zürich sowie durch die zunehmende Verbreitung von Homeoffice attraktiver werden. Wer nicht mehr täglich pendeln muss, kann Wohnqualität im ländlichen Raum mit niedrigeren Kosten verbinden.

Christian Varga über Nachhaltigkeit und Energieeffizienz als Megatrend

Kaum ein Thema prägt den Wohnungsbau so stark wie die Nachhaltigkeit. Varga sieht darin den entscheidenden Faktor, der über die Zukunftsfähigkeit von Projekten entscheidet.

Zertifizierungen wie SNBS Gold/Platin oder Minergie-P-Eco gewinnen stetig an Bedeutung. Sie bieten Käufern und Mietern Orientierung und garantieren, dass ökologische, ökonomische und soziokulturelle Standards eingehalten werden. Projekte wie Uptown Basel, das Abwärme nutzt und nach SNBS zertifiziert werden soll, zeigen, wie Nachhaltigkeit als Gesamtkonzept gedacht wird.

Ebenso wichtig ist die Wahl der Baustoffe: Holzbau für Mehrfamilienhäuser, ökologische Dämmstoffe und energieeffiziente Gebäudetechnik setzen neue Massstäbe. Nachhaltigkeit wird nicht mehr als einzelnes Kriterium betrachtet, sondern über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg.

Flexible Raumkonzepte und neue Wohnformen

Ein zweiter grosser Trend ist die Flexibilität. Wohnungen müssen anpassbar sein – für junge Familien, Paare oder Mehrgenerationenhaushalte. Christian Varga erklärt, dass innovative Modelle wie Co-Living oder Mikroapartments Antworten auf steigende Wohnkosten und veränderte Lebensstile liefern.

Das Projekt LeNa-Haus im Basler Westfeld etwa setzt auf generationenübergreifendes Wohnen. Solche Konzepte schaffen Gemeinschaft, fördern Austausch und reduzieren gleichzeitig Wohnkosten. Für Varga sind sie ein Beispiel dafür, wie Architektur auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert.

Umnutzung und Verdichtung

Anstelle von Abriss und Neubau rücken Gesamtsanierungen, Umbauten und Aufstockungen in den Vordergrund. Christian Varga aus der Schweiz betont, dass diese Form der Verdichtung nicht nur ressourcenschonend ist, sondern auch den Bestand aufwertet. Besonders in Basel, wo Bauland knapp ist, stellt die Aufwertung bestehender Mehrfamilienhäuser eine zentrale Strategie dar.

Digitalisierung und Smart Homes

Auch Technologie prägt den Wohnungsbau zunehmend. Varga verweist auf den Trend zu Smart Homes, in denen Haustechnik, Energieverbrauch und Sicherheit digital gesteuert werden. Intelligente Systeme verbessern nicht nur den Komfort, sondern leisten auch einen Beitrag zur Ressourcenschonung. Beispiele reichen von automatisierten Heizungssteuerungen bis hin zu smarten Beleuchtungskonzepten, die Energie sparen und die Wohnqualität erhöhen. Für viele Käufer und Mieter ist digitale Ausstattung inzwischen ein wichtiges Entscheidungskriterium.

Gemeinnütziger Wohnungsbau als Stabilitätsfaktor

In der Nordwestschweiz spielt der gemeinnützige Wohnungsbau eine zentrale Rolle. Christian Varga von Swiss Immo Trust erklärt, dass Genossenschaften zunehmend grosse Projekte umsetzen und damit bezahlbaren Wohnraum sichern.

  • Zentral Pratteln im Baselbiet: 470 genossenschaftliche Wohnungen.
  • Westfeld Basel: 520 Genossenschaftswohnungen mit innovativen Konzepten.
  • Volta Nord Basel: neuer Raum für preisgünstige und gemeinschaftsorientierte Wohnungen.

Die Förderung solcher Projekte erfolgt oft durch Baurechtsparzellen, die mit Auflagen zur Gemeinnützigkeit vergeben werden. Damit stellen die Städte sicher, dass nicht nur hochpreisige Wohnungen entstehen, sondern auch breite Bevölkerungsschichten Zugang zu Wohnraum behalten.

Wandel durch Nachhaltigkeit und Innovation

Die Nordwestschweiz steht im Wohnungsbau vor grossen Veränderungen. Neubauzahlen schwanken, doch Umnutzungen und Arealentwicklungen schaffen kontinuierlich neuen Wohnraum. Varga macht deutlich, dass Nachhaltigkeit, flexible Wohnkonzepte und Verdichtung die prägenden Faktoren der kommenden Jahre sein werden.

Wer in den Markt investiert oder eine Wohnung erwirbt, sollte genau auf diese Trends achten: Energieeffizienz, Gemeinschaftsmodelle und smarte Technik bestimmen, welche Projekte langfristig erfolgreich sind. Am Ende zeigt sich: Der Wohnungsbau der Nordwestschweiz bewegt sich klar in Richtung Nachhaltigkeit, Vielfalt und Zukunftssicherheit und Christian Varga unterstreicht, dass dieser Kurs die Region dauerhaft prägen wird.

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